Leichte Sprache verbindet
Vom 12. bis zum 14. Juli 2021 war eine Delegation der Universität Szeged zu Gast beim Fach-Zentrum für Leichte Sprache der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH. Unter der Leitung von Herrn Dr. Péter Horváth reiste die Gruppe mit acht Personen am Abend des 12. Juli an und wurde im neuen CAB-Café Cabresso aufs herzlichste begrüßt.
Der Geschäftsführer der CAB, Herr Herbert Kratzer, betonte das Interesse an einem Austausch zur Leichten Sprache mit der Universität Szeged und verwies auf das gemeinsame Interesse an einer inklusiven Gesellschaft über die jeweiligen Landesgrenzen hinaus.
Dass der Wunsch nach einer gleichberechtigten Gesellschaft nicht nur leere Worte sind, zeigte sich an der inklusiven Zusammenstellung der Gruppe, sowohl bei der ungarischen Delegation als auch bei den Gastgeber*innen des Fach-Zentrums für Leichte Sprache: Die Beteiligung von Menschen mit Lernschwierigkeiten ließ die Studienreise zu einem inklusiven Fachaustausch werden.
Die Bedingungen für mehr Teilhabe durch Leichte Sprache in den beiden Ländern sind bisher jedoch sehr unterschiedlich. In Deutschland gibt es bereits seit 2013 erste gesetzliche Grundlagen und Vorgaben für die Umsetzung der Leichten Sprache, zumindest bei behördlichen Angelegenheiten und Informationen. 2018 wurde das Recht auf Leichte Sprache im Bundesgleichstellungsgesetz verankert und aktuell wird an einer Gesetzesgrundlage gearbeitet, die auch die Privatwirtschaft ab 2025 verpflichten wird, Produkte und Dienstleistungen barrierefrei anzubieten. Durch diesen klaren politischen Willen, der in den Gesetzesgrundlagen zum Ausdruck kommt, nahm die gesellschaftliche Relevanz der Leichten Sprache in den letzten Jahren in Deutschland enorm zu. Barrierefreie Kommunikation wird mittlerweile von allen Inklusionsexpert*innen, Politiker*innen und Betroffenen als ein wesentlicher Faktor für aktive Partizipation unterstützt. Sind Wissensvermittlung und Informationen zu komplex, werden Menschen in unserer Gesellschaft ausgegrenzt und bleiben zurück. Dies betrifft Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber auch viele andere Personengruppen, die Probleme mit dem Verstehen von schwierigen Texten haben. Leichte Sprache kann hierbei Zugänge ermöglichen, Wissen vermitteln und Mitsprache aktivieren.
An der Universität Szeged werden die Teilhabechancen durch die Leichten Sprache ebenfalls erkannt und umgesetzt; allerdings ist das Thema auf politischer Ebene in Ungarn noch nicht so präsent, wie in Deutschland.
Wie die Gastgeber*innen aus dem Fach-Zentrum stellten auch die Gäste aus Ungarn in ihren Vorträgen die aktuellen Entwicklungen zur Leichten Sprache in ihren Ländern dar und beschrieben die inklusive Zusammenarbeit als Kern ihrer Arbeitsweise. Im Fokus der Fachdiskussionen stand die Schulung der Prüfer*innen sowie die Weiterbildung zum*zur Büropraktiker*in Leichte Sprache. Diese, in einem Bundesprojekt entwickelte Qualifizierungsmaßnahme wurde von Projektmitarbeitenden und einem Teilnehmer der Weiterbildung eindrücklich präsentiert
Fachlich abgerundet wurde die Studienreise durch einen Vortrag von Herrn Prof. Martin Stummbaum, Hochschule Augsburg, zu dem Thema "Barrierefreiheit und Technik". Hierbei wurde deutlich, dass technische Hilfen gesellschaftliche Teilhabe wesentlich unterstützen können und eine selbstbestimmte Lebensweise und dadurch auch Teilhabe oftmals erst ermöglichen.
Das Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit wurde in der abschließenden Gesprächsrunde deutlich: Zahlreiche Ideen zu einer fortführenden Kooperation mit der Hochschule Augsburg, der Universität Szeged und dem Fach-Zentrum für Leichte Sprache wurden ausgetauscht und bereits ein Besuch im nächsten Jahr in Ungarn vereinbart.
Die Reise wird sich lohnen, denn Herr Dr. Péter Horváth startet ab 2022 mit dem ersten Zentrum für Leichte Sprache in Ungarn und hat die CAB eingeladen, an der Universität in Szeged einen inklusiven Gastvortrag vor den Studierenden zu halten.
Dass diese erste Studienreise und der Austausch in Augsburg intensiv und erfolgreich durchgeführt werden konnte, lag jedoch nicht zuletzt an einer exzellenten Dolmetscherin aus Ungarn, die es verstand, die jeweilig vorgetragenen Fachreferate in verständliche deutsche oder ungarische Sprache zu übersetzen und somit wesentlich zu einer gelingenden Kommunikation zwischen allen Beteiligten beigetragen hat.